Gewaltfreie Kommunikation
Rona, ein Grundschulmädchen hat viele Freundinnen. Dennoch bildet sich derzeit ein festes Dreiergrüppchen heraus, welches aus Rona, Tina und Hanna besteht. Eines Tages entsteht ein handfester Streit. Tina grenzt Hanna aus und sagt ihr nicht Bescheid, dass Rona und sie gemeinsam zum Schwimmen gehen. Rona konnte zunächst die Tragweite dieses Umstandes noch gar nicht erfassen.
Erst am nächsten Tag, als Hanna mitbekommt, dass die anderen beiden ohne sie beim Schwimmen waren, bemerkt Rona, dass Hanna deswegen weinen muss. Jetzt ist Rona auch auf Tina sauer, da Tina das ganz bewusst gemacht hat und sich dafür auch nicht entschuldigen möchte. Tina wollte Rona für sich alleine haben. Rona findet das ganz und gar nicht in Ordnung und ignoriert Tina zwei Tage lang. Die Freundschaften geraten in Gefahr.
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten mit einem Konflikt umzugehen, sei es durch geschickte Verhandlung oder mit Hilfe der Mediation, etc. Alle jedoch haben meines Erachtens eines gemeinsam: eine verbesserte Kommunikation.
Bei der gewaltfreien Kommunikation (GfK) handelt es sich nicht nur um eine verbesserte Kommunikation, sondern um eine verbindende Kommunikation mit entsprechender inneren Haltung.
Gewaltfreie Kommunikation (GfK) ist eine kommunikative Methode, die von Marshall Rosenberg entwickelt wurde, um Konflikte auf eine konstruktive Art und Weise zu lösen. GfK basiert auf der Annahme, dass jeder Mensch ein Bedürfnis hat und dass Konflikte entstehen, wenn Bedürfnisse nicht erfüllt werden. Die Methode besteht aus vier Schritten:
• Beobachtung: Die erste Phase besteht darin, eine konkrete Beobachtung dessen zu machen, was passiert, ohne zu interpretieren oder zu bewerten. Eine klare Beobachtung hilft, den Fokus auf das zu richten, was tatsächlich passiert, anstatt auf Interpretationen und Bewertungen.
• Gefühl: Im zweiten Schritt geht es darum, die eigenen Gefühle zu benennen, die durch die Beobachtung ausgelöst wurden. Es geht darum, die Gefühle zu benennen, ohne sie zu bewerten oder anderen die Schuld zu geben.
• Bedürfnis: Im dritten Schritt geht es darum, das Bedürfnis zu identifizieren, das hinter dem Gefühl steht. Dies kann beispielsweise das Bedürfnis nach Sicherheit, Anerkennung oder Verbindung sein.
• Bitte: Im vierten Schritt wird eine Bitte formuliert, die darauf abzielt, das Bedürfnis zu erfüllen. Eine Bitte sollte klar und konkret formuliert sein und eine positive Handlung beschreiben, die das Bedürfnis erfüllen würde.
GfK soll dazu beitragen, Konflikte auf konstruktive Art und Weise zu lösen, indem sie die Bedürfnisse und Gefühle aller Beteiligten berücksichtigt und eine offenen und respektvolle Kommunikation fördert.
Für manche Kinder sind Streit und Konflikt ein Stressfaktor. Um so wichtiger ist es, sich zunächst mit den eigenen Bedürfnissen und Grenzen auseinanderzusetzen und sich selbst gut kennenlernen.
Ich sehe meine Aufgabe darin, jedes Kind dort abzuholen wo es steht, egal ob es sich dabei um ein Grundschulkind oder einen Teenager handelt. Alles beginnt mit einem gewissen Bewusstsein, sowohl für den eigenen Körper als auch für die Situation. Die Kinder können lernen ihre Gefühle wahrzunehmen, anzunehmen und dann entscheiden, welchen Gedanken sie Raum geben, um ggf. ihre Gefühle zu verändern. Das sind Prozesse, die einige Zeit in Anspruch nehmen, v.a. bei kleineren Kindern. Außerdem gibt es Möglichkeiten mit Stress-Symptomen umzugehen, um bestimmte Situationen besser zu überstehen, wie z.B. Atemtechniken.
Wenn das Kind einen guten Zugang zu sich und seinen Gefühlen gefunden hat, widmen wir uns den Bedürfnissen. Dieser Begriff ist ziemlich abstrakt und hängt auch mit Werten zusammen. Je nach Alter des Kindes wird auch hier nach unterschiedlichsten Arten und Weisen gearbeitet, um dem Kind die Möglichkeit zu geben, seine eigenen Bedürfnisse herauszufinden und die damit verbundenen Begriffe erst einmal kennenzulernen und in seinen Wortschatz mitaufzunehmen. Im Grunde sind das die Voraussetzungen um in die gewaltfreie Kommunikation einzusteigen. Dann können sich die vier Schritte im eigenen Stil etablieren und auch weiterentwickeln. Um dann optimal in Verbindung mit seinem Gegenüber treten zu können, ist das nächste Level für das Kind, sich auch in solch einer stressigen Situation empathisch zu zeigen, herauszufinden, was fühlt das Gegenüber und um welche Bedürfnisse geht es bei meinem „Streitpartner“. Oder zu entscheiden, möchte ich überhaupt in Verbindung bleiben, oder gehe ich einen anderen Weg.