Die Zeit
„Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät?....“
Paulchen Panther
Rona, ein Grundschulmädchen kommt von der Schule nach Hause, isst zunächst zu Mittag, danach sagt die Mama zu ihr „in einer halben Stunde hole ich Dich zum Hausaufgaben machen, ok?“ „Ja, Mama.“
Nach einer halben Stunde ruft die Mama: „Rona, Zeit für die Hausaufgaben!“ Aus dem Kinderzimmer keine Reaktion. Als die Mama ins Zimmer kommt, sitzt Rona am Boden und ist ganz in ihre Bastelarbeit vertieft. An der Tür stehend, sagt die Mama „Kommst Du bitte, es ist Zeit für die Hausaufgaben?!“ „Ich kann gerade nicht, ich muss das noch fertig basteln.“ Die Mutter wird ungeduldig, weil sie es ja angekündigt hatte und sie beide später noch einen Termin haben. In einem gereizten Ton sagt sie dann: „Rona, auf geht´s. Kannst du doch heute Abend fertig machen.“ Jetzt wird Rona ungeduldig und erwidert etwas gereizt: „Ich will nicht. Zuerst muss das fertig werden.“ Dann geht die große Diskussion los….
Wie lässt sich solch eine, doch vermutlich recht typische Diskussion, mit einem Grundschulkind weitestgehend vermeiden?
Zunächst ist es wichtig abzuklären, ob das Kind bereits eine Vorstellung von Zeit hat? Schön ist es, wenn Sie eine Sanduhr oder einen Timer, der die Zeit visualisiert aufstellen, sodass das Kind ggf. die Zeit im Blick haben kann, bis es zu den Hausaufgaben geholt wird. Auch im sonstigen Alltag hilft es dem Kind, wenn Zeiteinheiten immer wieder sichtbar gemacht werden, damit es ein Gespür für diese entwickeln kann. Das unterstützt das Kind auch bei Schulproben, da es sich so die Zeit besser einteilen lernt.
Wenn die Zeit dann abgelaufen ist, wäre es schön, wenn das Elternteil nicht ruft, sondern sich zum Kind hin begibt. Dort nehmen Sie vorsichtig Kontakt auf, indem Sie wertschätzend auf die Tätigkeit, in diesem Fall dem Basteln, eingehen. Dann können Sie das Kind darauf hinweisen, dass die Sanduhr abgelaufen ist, und ob es sich erinnern kann, was dann dran war. Bestenfalls können Sie gleich zu den Hausaufgaben übergehen, und wenn nicht, dann ermöglichen Sie Ihrem Kind eine selbstbestimmte Entscheidung, wie z.B. „brauchst Du für eine Unterbrechung Deiner Bastelarbeit noch eine oder drei Minuten? Und kann ich mich dann darauf verlassen, dass wir unverzüglich mit den Hausaufgaben beginnen können?“ Dann stellen Sie wiederum eine Sanduhr auf. Das Kind fühlt sich auf Augenhöhe gesehen, seine Arbeit wertgeschätzt und auch im Bereich seiner Möglichkeiten autonom.
Die Uhrzeit zu lernen ist für viele Kinder nicht so einfach. Es ist ein komplexer Vorgang, der selbstverständlich Zeit und Übung braucht. Beides geht häufig unter. Doch ein gutes Zeitmanagement ist so wichtig im Leben, was Sie als Eltern sicherlich bestätigen können. Deshalb beschäftigen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind mit dem Thema Zeit.
Überlegen Sie gemeinsam, wann es wichtig ist, zu wissen, wieviel Zeit vergangen ist, wann es gut wäre zu wissen, wie viel Uhr es ist, in welchen Situationen es praktisch ist, die Zeit in bestimmte Planungen miteinzubeziehen. So wecken Sie die intrinsische Motivation Ihres Kindes „die Uhr“ zu lernen. Hier wird sich das Kind bewusst, warum es das lernen soll, und welchen Nutzen es davon hat. Achten Sie darauf, dass das Kind zu diesem Zeitpunkt auch empfänglich ist für dieses Thema. Empfehlenswert ist es dann zu wissen, welchen Lernkanal das Kind bevorzugt. Ist es eher visuell, auditiv, haptisch oder kommunikativ. Für die komplexen Vorgänge nutzen Sie den bevorzugten Kanal, und um zu wiederholen bedienen Sie sich der Abwechslung der unterschiedlichen Kanäle. So lernt Ihr mit Freude, denn unser Gehirn liebt Abwechslung und Kreativität.
In diesem Sinne bis zum nächsten Mal.
Ihre Henriette Ruderisch.