„Geh hin und fühle“ – Gefühle
Wir Erwachsenen verdrängen gern und oft unsere sogenannten „negativen“ Gefühle. Wir wollen uns nicht damit auseinandersetzen. Dabei vergessen wir leider häufig, dass diese Gefühle auch Energie sind, die nicht einfach so „verschwinden“ kann. Diese unverarbeiteten Gefühle suchen sich im Körper einen Ort, wo sie sich niederlassen können. Im schlimmsten Fall treten sie irgendwann als körperliche Reaktion zu Tage in Form einer Krankheit. Dabei könnten wir vieles problemlos verarbeiten, wenn wir es denn zulassen könnten. Denn eines ist klar, ohne Angst, Wut oder Traurigkeit können wir doch auch gar nicht richtig Freude empfinden. Alles braucht einen Gegenpol: der Tag, die Nacht, die Hitze, die Kälte, das Große, das Kleine, usw. So ist der Gegenpol zur Angst meistens der Mut, zur Wut die Sicherheit und zur Traurigkeit die Hoffnung.
Für mich als ganzheitlicher Kinder- und Jugendcoach ist es wichtig, den Kindern aufzuzeigen, dass all unsere Gefühle zu uns und unserem Leben dazugehören. Wir dürfen sie sehen, fühlen, annehmen und bewusst entscheiden, wie viel Macht sie in unserem Leben haben dürfen.
Die ANGST
Zunächst unterscheiden wir erst einmal den Begriff Angst und Furcht. Furcht entsteht dann, wenn es eine klare Bedrohung gibt, meistens von außen. Die Angst tritt dagegen in Situationen auf, die nicht eindeutig sind. Sie ist ein unbestimmtes Gefühl der Beklemmung oder Besorgnis.
Die Angst ist in meinen Augen zunächst ein gutes Frühwarnsystem. D.h. wenn unser Gehirn entweder eine klare Bedrohung (Furcht) oder Angst auf Grund eines bestimmten Gedankens wahrnimmt, reagiert die Amygdala in unserem Gehirn. Dabei wird als erstes das „Vernunftszentrum“ im Gehirn außer Gefecht gesetzt, dafür werden der Herzschlag erhöht, die Atmung beschleunigt, der Blutdruck erhöht und die Muskeln aktiviert. Somit sind wir leistungsfähiger, wenn es darum geht, in den „Kampf- oder Fluchtmodus“ zu kommen, genauso gut ist es aber auch möglich, dass wir unser kurzer Hand „tot“ stellen.
Die Angst ist zunächst unser Freund, weil Sie uns Gefahren schützen möchte und sogar für mehr Leistungsfähigkeit sorgt, wenn wir die evolutionäre Entwicklung des Menschen betrachten. Kämpfen oder fliehen konnte überlebenswichtig sein. Diese Tatsache ist in all unseren Gehirnen tief eingespeichert. Natürlich wissen wir alle, dass die Angst nicht ausschließlich in überlebenswichtigen Situationen auftritt. Und hier ist es gut zu wissen, wie die Abfolge funktioniert. Zunächst gibt es einen Reiz von außen, der einen Gedanken auslöst, den wir bewerten. Und genau an dieser Stelle dürfen wir eingreifen, und uns überlegen, ist dieser Gedanke wahr oder möchte ich ihn glauben. Denn je nach dem welche Entscheidung wir hier treffen, haben wir Einfluss auf die darauffolgende Handlung. Und je besser wir unsere Angst kennen, desto besser können wir aufeinander „hören“. Deshalb ist es mir so wichtig, dass meine Coachees ihr Angst kennen.
Die WUT
Die Wut ist die stärkste Energie in uns. Sie ist wahnsinnig kraftvoll, deshalb sollten wir sie nutzen und nicht ignorieren oder verdrängen. Die Wut beschützt unsere Grenzen und Bedürfnisse. Deshalb ist es gesund, die eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu kennen. So können wir unsere Wut verstehen und annehmen. Es ist gut, dass es in uns eine Instanz gibt, die uns immer wieder zeigt, was uns wichtig ist. Und wenn uns das klar ist, besteht die Möglichkeit unsere Kommunikation so zu wählen, dass unsere Wut erst gar nicht so sehr in Fahrt kommen muss. An dieser Stelle möchte ich auf die gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg verweisen. Sie ist eine gute Methode bzw. innere Haltung, um wohlwollend mit sich und seinen Mitmenschen umzugehen. Und wenn die Wut dann doch einmal so richtig ausgebrochen ist, ist es gut zu wissen, dass sie in diesem Ausmaß nur äußerst selten länger als ein paar Minuten anhält. D.h. es geht vorbei, und so lange muss man einfach abwarten. Denn in diesem Zustand, kommt nichts Vernünftiges im Gehirn an. Erst später lassen sich die Gedanken wieder steuern und auch die Energie nutzen, um alles wieder ins Lot zu bringen.
Die TRAURIGKEIT
Für mich persönlich ist die Traurigkeit das Gefühl, welches am schwierigsten zu verarbeiten ist. Denn sie kann Schmerzen auslösen, die schlecht zu ertragen sind. Um so wichtiger erscheint es mir, dass wir uns damit auseinandersetzen. Denn Traurigkeit hat sehr häufig mit Verlust und Loslassen zu tun. D.h. etwas Altes ist weg, und etwas Neues kommt – Veränderung. Um das zu akzeptieren brauchen wir Zeit und eine Strategie. Dabei hilft uns die Liebe. Wir dürfen uns daran erinnern, dass unser Herz einen Schatz birgt. Das Herz steht für die Liebe. Und sie hilft uns, alle guten Erinnerungen zu würdigen und wertzuschätzen. Und wenn wir es schaffen, dies anzuerkennen, fällt es uns mit der Zeit leichter, Altes loszulassen und Neues zuzulassen, und damit auch den Schmerz zu verringern. Die Traurigkeit hilft uns auf dem Weg zu unserem Herz und unserem Schatz. Sie ermöglicht es uns, den Schmerz zu lindern und auf Heilung zu hoffen. Deshalb ist auch sie ein „gutes“ Gefühl. Als ganzheitlicher Kinder- und Jugendcoach ist es mir eine Herzensangelegenheit, dass sich meine Coachees mit ihren Gefühlen verbinden und lernen, ihre Gedanken und Handlungen zu steuern.